Digital Object Identifier

20 Jahre DOI-Adressen

Bild: Canva.com

In Citavi und anderen Literaturverwaltungsprogrammen können Sie die Titeldaten wissenschaftlicher Aufsätze bequem über die Eingabe der DOI-Adresse automatisch abrufen. Beim Import von PDF-Dateien oder dem Klick auf das Picker-Icon hinter einer DOI-Adresse im Browser passiert dasselbe. Es ist fast magisch, wie alle Felder mit Metadaten gefüllt werden und Ihnen damit viel Tipparbeit erspart bleibt. Wenn man das zum ersten Mal erlebt, kann man - insbesondere als Bibliothekarin – in Begeisterung ausbrechen! Sie müssen die Daten nur noch einmal kurz prüfen, dann können die Quellenangaben fix und fertig in Ihr automatisches Literaturverzeichnis übernommen werden.

Was aber bedeutet DOI eigentlich und wie funktioniert das genau? Und woher stammen die Titeldaten, die Citavi importiert? Diese und weitere Fragen rund um DOIs möchten wir in unserem Blog-Beitrag beantworten.

Was ist ein DOI?

Ein DOI ist eine ID, das heißt ein Identifikator. Mit Hilfe von IDs werden Dinge, in unserem Fall Bücher, Aufsätze und Zeitschriften, eindeutig identifiziert. Bei Büchern geschieht dies über die ISBN (International Standard Book Number), bei ganzen Zeitschriften über die ISSN (International Standard Serial Number) und bei den in den einzelnen Zeitschriftenheften veröffentlichten Aufsätzen über den DOI. Sie finden die DOI-Adresse auf Aufsätzen meist zu Beginn oder am Ende, manchmal auch in der Fußzeile des Artikels:

Zusätzlich gibt es bei wissenschaftlichen Aufsätzen je nach Fachgebiet weitere IDs, wie eine PMID bei Veröffentlichungen im medizinischen Bereich im Portal PubMed oder eine arXiv-ID für Open-Access-Arbeiten im Themengebiet Physik.
DOIs werden jedoch fächerübergreifend vergeben.

Die Abkürzung DOI steht für „Digital Object Identifier“, was auf Deutsch in etwa „Digitaler Objektbezeichner“ bedeutet und eine geschützte Marke ist. Mit Hilfe des DOIs kann eindeutig und dauerhaft auf ein digitales Objekt, wie einen wissenschaftlichen Artikel, verwiesen werden. Die Norm ISO 26324 legt die Form und Struktur des DOIs fest. Ein DOI setzt sich aus einer Zahlen- und Buchstabenfolge zusammen, z.B.:

10.1080/10841806.2020.1750212

DOIs beginnen immer mit „10.“, im Anschluss daran wird die Nummer der Organisation (in der Regel des Verlags) genannt und nach einem Schrägstrich ein eindeutiges „DOI-Suffix“ angehängt:

10.ORGANISATION/Suffix

Das DOI-Suffix ist variabel und kann auch auf einem anderen System aufbauen, beispielsweise der ISBN. So könnte ein eBook die ISBN „978-3-030-04943-0“ haben, und ein einzelner Aufsatz daraus den DOI „10.1007/978-3-030-04943-0_5“. Die „1007“ der Organisation steht für den Verlag Springer, der Unterstrich und die fünf am Ende weisen darauf hin, dass es das fünfte Kapitel des Buches ist.

Es ist auch ein sprechendes DOI-Suffix aus Buchstaben möglich, beispielsweise bei diesem Aufsatz der Zeitschrift PLOS ONE: 10.1371/journal.pone.0229432

Stellt man dem DOI den Zusatz https://doi.org/ vor, ergibt sich daraus eine URL, das heißt ein klickbarer Link:
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0229432

Die Angabe des vollständigen URL-Links war eine der letzten größeren Darstellungsänderungen bei Crossref. Wer oder was Crossref ist, schauen wir uns nun genauer an.

Wer ist für das DOI-System verantwortlich?

Der Digital Object Identifier wurde vom Verlagswesen begründet und die Einführung des DOI-Systems 1997 auf der Frankfurter Buchmessen angekündigt. Dies fällt mit der Gründung der International DOI Foundation zusammen, die die DOI-Vergabe verwalten und die DOIs in einer zentralen Datenbank pflegen soll.

Mit der systematischen Vergabe der ersten DOIs an wissenschaftliche Artikel begann die sogenannte „DOI Registration Agency“ Crossref im Jahr 2000. Crossref ist damit ein Dienstleister, der für die wissenschaftliche Verlagswelt das DOI-System in die Praxis umsetzt. Da mit der DOI-Vergabe vor 20 Jahren begonnen wurde, kann häufig für ältere Aufsätze, die nicht rückwirkend mit einem DOI versehen wurden, kein automatischer Import der Titeldaten in Literaturverwaltungssoftware erfolgen. Das DOI-System wurde sogar erst im Jahr 2010 zum ISO-Standard.

Neben Crossref gibt es weitere Registration Agencies für andere Bereiche, wie DataCite für wissenschaftliche Forschungsdaten oder das Entertainment ID  Registry (EIDR) für die Film- und Videoindustrie. Die International DOI Foundation koordiniert die Arbeit der Registration Agencies, kontrolliert die korrekte Verwendung der DOIs und legt die Regeln der DOI-Vergabe fest.

Möchten Sie herausfinden, bei welcher Registration Agency eine bestimmte DOI-Adresse registriert ist, stellen Sie dem DOI folgendes vor:

https://doi.org/doiRA/

Beispielsweise ist dieser DOI bei Crossref registriert:

https://doi.org/doiRA/10.1111/coep.12465

Möchte Ihre Institution Ihren wissenschaftlichen Aufsatz bei Crossref listen, müsste sie Crossref-Mitglied werden, was jährliche Mitgliedsgebühren und zusätzliche Kosten für die Registrierung pro DOI mit sich bringt. Das ist auch bei anderen Registration Agencies wie mEDRA der Fall.

Wie funktionieren DOIs?

Strenggenommen handelt es sich bei einem DOI wie „10.1080/10841806.2020.1750212“ um einen sogenannten „DOI name“. Dieser verlinkt dauerhaft und indirekt auf den eigentlichen Inhalt des digitalen Objekts. Warum kann der Inhalt nicht direkt verlinkt werden?

Der Grund, warum das DOI-System etabliert wurde, waren tote Links. Da immer mehr Zeitschriftenverleger von der gedruckten Veröffentlichung ihrer Aufsätze auf die parallele oder reine Online-Veröffentlichung umstiegen, wandelten sich ihre Online-Auftritte rasant. Da konnte es schon einmal vorkommen, dass eine Website angepasst wurde, und ein Link zu einem dort veröffentlichten Fachartikel dann nicht mehr funktionierte. War dieser Link in einer wissenschaftlichen Arbeit im Literaturverzeichnis aufgeführt, konnte der Weg zur Quelle nicht mehr nachverfolgt werden.

Hier kommt das DOI-System als Lösung ins Spiel. Selbst wenn sich der Link zum Aufsatz selbst (dem Volltext im PDF-Format) im Laufe der Zeit ändert, bleibt der DOI des Artikels davon unberührt und unverändert. Über den DOI wird auf ein Netzwerk an zusätzlichen, aktuellen Informationen zu diesem Artikel, das heißt dem digitalen Objekt, verwiesen. Beim Klick auf einen DOI name wird der DOI aufgelöst und die verfügbaren Daten abgerufen, die die DOI-Registration-Agency bereitgestellt hat. Es passiert somit mehr als bei einer gewöhnlichen Weiterleitung zu einer URL, da es mehrere Linkziele und Services zu einem DOI geben kann, z.B.:

  • Das Dokument kann im Volltext bei verschiedenen Anbietern abgerufen werden.
  • Die Metadaten zum Objekt können heruntergeladen werden.
  • Das Dokument kann weitergeleitet werden.
  • Der Autor kann kontaktiert werden

So ruft das Literaturverwaltungsprogramm Citavi die Titeldaten bei einer DOI-Recherche bei den Registration Agencies Crossref und DataCite ab. Auch der Abruf der Volltexte der Zeitschriftenaufsätze erfolgt unter anderem über diese Registration Agencies. Und wenn Sie mit dem Citavi Picker zusätzlich die zitierten Titel eines Artikels importieren, stammen diese Daten auch von Crossref.

Wenn Sie also das nächste Mal Metadaten über eine DOI-Adresse in Ihre Literaturverwaltungssoftware importieren, freuen Sie sich mit uns, dass es dieses großartige System nun seit 20 Jahren gibt!

 

Sind Sie auch Fan des DOI-Systems? Haben wir wichtige Details in unserem Blog-Beitrag vergessen? Ihre Kommentare sind herzlich willkommen bei unserem Facebook-Posting zu diesem Blog-Beitrag oder per Mail an blog@citavi.com.

 

Zur Vertiefung:

Digital Object Identifier System Handbook (2020). Online verfügbar unter https://www.doi.org/hb.html, zuletzt aktualisiert am 17.02.2020, zuletzt geprüft am 08.10.2020.

Erstellt von: Jana Behrendt – Veröffentlicht am: 20.10.2020
Tags: Gut zu wissen


Über Jana Behrendt

Jana Behrendt interessiert sich für alles rund um die persönliche Wissensorganisation – wie man es von einer studierten Bibliothekarin erwarten würde. Dafür liest sie in Ihrer Freizeit ziemlich wenig. Sie liebt es aber, in den Schweizer Bergen zu wandern – solange sie nicht nach unten schauen muss.

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