Wie schreibt man ein Exposé?
Der rote Faden Ihrer wissenschaftlichen Arbeit
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Vor meinem Studium kannte ich den Begriff „Exposé“ nur von meiner Wohnungssuche. Auf Immobilienportalen wurden alle Details der Mietwohnung wie Grundriss, Nebenkosten oder eine Beschreibung zu deren Lage im Exposé zusammengefasst. Das war meist eine PDF-Datei, die man herunterladen konnte.
Für meine Abschlussarbeit sollte ich nun aber auch ein Exposé einreichen. Ok, meine Wohnung wird meine Professorin wohl eher nicht interessieren. Was erwartet sie dann von mir?
Eine schnelle Internetrecherche lieferte mir eine Erklärung. Der französische Begriff Exposé stammt vom lateinischen „expondere“ und bedeutet so viel wie „aufdecken“ oder „enthüllen“. Genauso wie beim Exposé einer Wohnung ist das Exposé in den Wissenschaften auch enthüllend. In dem Dokument wird die geplante, wissenschaftliche Arbeit aufgezeigt.
Lesen Sie in diesem Blog-Beitrag, warum Sie ein Exposé erstellen sollen, was genau dort hineingehört, welche Arten von Exposés es gibt und wie Ihnen das Literaturverwaltungsprogramm Citavi beim Schreiben Ihres Exposés helfen kann.
Warum sollte man ein Exposé erstellen?
Wenn Sie gebeten wurden, ein Exposé einzureichen, möchten Sie im ersten Moment stöhnen: „Nicht noch ein Dokument!“. Ein Exposé ist aber keine unnötige, zusätzliche Aufgabe, sondern hilft Ihnen bei der Planung und Vorbereitung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Selbst wenn es keinen verpflichtenden Teil Ihrer Abschlussarbeit darstellen sollte, ist ein Exposé dennoch empfehlenswert.
Denn mit Ihrem Exposé bilden Sie den roten Faden Ihrer Arbeit ab und schätzen die Relevanz Ihres Themas ein. Mit Hilfe Ihres Exposés wird Ihnen Ihre eigene Arbeit verständlicher und klarer, und Sie können den zeitlichen Rahmen Ihrer Arbeit besser einschätzen. Und das schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt Ihrer Arbeit. Dadurch lassen sich der Zeitplan und die Fragestellung der Arbeit noch leicht anpassen. Zudem minimieren Sie mit Hilfe Ihres Exposés das Risiko, dass Sie beim Forschen eine falsche Richtung einschlagen oder mitten in der Arbeit eine Schreibblockade erleben müssen. Sie können immer auf Ihren Plan zurückgreifen. Dadurch sparen Sie zusätzlich zu den Nerven auch Zeit, was sich insbesondere am Ende kurz vor Abgabe rechnet. Denn dann ist erfahrungsgemäß jede Minute sehr wertvoll. Haben Sie zu Beginn gut geplant, kommen Sie am Ende nicht in Zeitdruck.
Mit Ihrem Exposé schaffen Sie für sich selbst Klarheit und Struktur über Ihre Arbeitsschritte, überzeugen aber auch den Betreuer Ihrer Arbeit oder einen Forschungsförderer von der Bedeutung und Relevanz Ihrer geplanten Arbeit. Unter Umständen wissen Sie beim Verfassen Ihres Exposés noch nicht, ob Sie die anvisierte Arbeit überhaupt durchführen und schreiben werden. Ihr Exposé kann eine Bewerbung darstellen, z.B. bei einem potentiellen Betreuer Ihrer Bachelorarbeit oder für Ihr Dissertationsprojekt.
Die Inhalte eines Exposés sind nicht in Stein gemeißelt. Da es in einer frühen Phase der Arbeit formuliert wird, ist es völlig in Ordnung, dass dessen Inhalte in der „richtigen“ Arbeit überarbeitet werden. Haben Sie aber treffende Formulierungen gewählt, können Sie diese in Ihrer Arbeit wiederverwenden.
Was gehört in ein Exposé hinein?
In Ihrem Exposé sollten die folgenden drei Fragen beantwortet werden:
- Was untersuchen Sie?
- Wie untersuchen Sie es?
- Warum untersuchen Sie es?
Um potentiellen Betreuern Ihrer Arbeit die Entscheidung für oder gegen die Unterstützung Ihres Projektes zu erleichtern, fassen Sie die Antworten auf diese drei Fragen ganz zu Beginn Ihres Exposés zusammen. Sie brennen bereits für Ihr Thema und können es kaum noch abwarten, endlich mit der Arbeit zu beginnen. Überzeugen Sie die Leser Ihres Exposés ebenso von der Bedeutung Ihres Themas.
Holen Sie sich dafür auch die Unterstützung Ihrer Kommilitonen oder Kollegen. Diese mussten unter Umständen bereits einen ähnlichen Prozess durchlaufen und kennen gute Argumente oder zeigen Ihnen wichtige neue Publikationen auf, die Sie bisher noch nicht kannten. Der Austausch kann in jedem Fall nur von Vorteil sein.
Es gibt keine strikte Form, die ein Exposé einhalten muss. Der Inhalt Ihres Exposés sollte aber möglichst in eigenen Worten formuliert sein, das bedeutet, dass Sie nur wenige wörtliche Zitate nutzen. Denn es kommt bei einem Exposé nicht auf die Gedanken und Erkenntnisse anderer an, sondern auf Ihre eigenen. Haben Sie spezielle Vorgaben von Ihrer Institution oder Ihrem potentiellen Betreuer erhalten, sollten Sie sich daran orientieren. Je nach Art setzt sich das Exposé aus allen oder einigen der folgenden Abschnitte zusammen:
- Deckblatt
Auf dem Deckblatt zu Beginn Ihres Exposés sind Formalia eingetragen wie Ihr Name, Ihre Adresse, Ihr Studiengang etc. Dort formulieren Sie auch den Titel der geplanten Arbeit, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Arbeitstitel ist. - Inhaltsverzeichnis
Im Inhaltsverzeichnis des Exposés zeigen Sie die vorläufige Gliederung Ihrer Arbeit auf. Diese wird noch nicht alle Unterpunkte, die Sie in Ihrer fertigen Arbeit feiner gliedern werden, enthalten. Im Laufe Ihrer Arbeit wird die Gliederung wachsen und Punkte werden sich verändern. - Einleitung
Die erwähnte kurze Zusammenfassung Ihrer Arbeit formulieren Sie in Form einer Einleitung. Neben den W-Fragen hilft die Einleitung dabei, Ihre Arbeit in Ihr Fachgebiet einzuordnen und gibt Definitionen von Fachbegriffen an die Hand. Die Einleitung bauen Sie in derselben Form auf, wie auch für Ihre geplante wissenschaftliche Arbeit. Später können Sie auf sie zurückgreifen und sie weiter ausbauen oder anpassen. - Problemstellung
Welches Problem bringt Sie dazu, Ihre Arbeit zu schreiben und was wollen Sie genau untersuchen? Sie sollten dem Leser Ihres Exposés erklären, was das Thema Ihrer Arbeit genau ist und es dabei weder zu weit noch zu eng fassen. - Erkenntnisinteresse
Warum interessiert Sie dieses Problem persönlich oder fachlich? Machen Sie dem Leser Ihren Bezug zum Thema und Ihre Überzeugung, eine Lösung zu finden, klar. - Forschungsstand
Mit Hilfe von Literature Reviews zu Ihrem Thema und der Unterstützung von Fachkollegen und Betreuern Ihrer Arbeit finden Sie heraus, welches der aktuelle Stand der Forschung Ihres Themas ist. Zeigen Sie auf, welche Widersprüche und Lücken es in der aktuellen Forschungsdiskussion gibt. Dabei sollten Sie auf die wichtigsten Studien eingehen und aus diesen folgend Ihre eigene Arbeit begründen. - Zielsetzung
Bei der Zielsetzung Ihrer Arbeit greifen Sie weit vorweg. Darin stellen Sie sich nämlich die Frage, was Sie mit Ihrer Arbeit herausfinden werden. Gehen Sie davon aus, dass Sie Ihre Hypothesen bestätigen oder widerlegen werden? Welches Ergebnis erwarten Sie? Wie werden Sie damit Ihren Fachbereich voranbringen? - Eventuelle Vorarbeiten
Haben Sie das Thema Ihrer geplanten Arbeit bereits zuvor bearbeitet, z.B. in Ihrer Bachelorarbeit, sollten Sie dies erwähnen. Berichten Sie auch über bereits geplante und organisierte Auslandsaufenthalte für Ihre Forschung und mit welchen Kollegen Sie schon für Ihre Arbeit in Kontakt getreten sind. - Methodik
Beschreiben Sie ausführlich, welche praktischen Schritte Sie bei Ihrer Arbeit gehen möchten. Besteht Ihr Forschungsdesign daraus, Ihre Hypothesen anhand von Literatur zu prüfen, planen Sie Interviews durchzuführen, möchten Sie Daten mit Hilfe von Fragebögen erheben und mit spezieller Software auswerten, oder führen Sie naturwissenschaftliche Experimente durch? Beschreiben Sie Ihre geplanten Arbeitsschritte, Werkzeuge und Hilfsmittel möglichst genau. - Zeitplan
Ein wichtiger Teil Ihres Exposés ist Ihr Zeitplan, der alle Schritte Ihres Projektes abbildet. Mit Ihrem Zeitplan werden Sie sich nicht nur über die vielen kleinen Teilschritte Ihrer Arbeit klar, sondern Sie können auch besser abschätzen, ob der zeitliche Rahmen realistisch ist. Gegebenenfalls wird Ihnen bei der Aufstellung Ihrer Meilensteine und Arbeitsschritte klar, dass die geplanten Aufgaben in der vorgegebenen Zeit unrealistisch umzusetzen sind. Dann müssten Sie Ihre Forschungsfrage gegebenenfalls anpassen oder präzisieren. - Literaturauswahl
Am Ende Ihres Exposés stellen Sie Ihre Literauswahl in einer Literaturliste zusammen. Es sollten darin alle zentralen Publikationen rund um Ihre Forschungsfrage enthalten sein.
Der Umfang Ihres Exposés hängt dabei sehr davon ab, ob Sie es im Rahmen einer Haus- oder Abschlussarbeit, einer Dissertation oder eines Forschungsantrages verfassen.
Exposé für die Hausarbeit
Durch das Exposé Ihrer Hausarbeit kann der Betreuer Ihrer Arbeit Ihnen besser Hilfestellung geben. Schreiben Sie Ihre erste Hausarbeit, wird das Exposé, das von Ihnen verlangt wird oder das Sie für sich selbst erstellen, nur ca. ein bis zwei Seiten umfassen. Auf einen detaillierten Zeitplan oder die Beschreibung Ihrer Vorarbeiten werden Sie in der Regel verzichten können. Das Exposé bildet das grobe Gerüst, an dem Sie sich orientieren können. Zwingend beinhalten sollte Ihr Exposé für Ihre Hausarbeit Ihr vorläufiges Inhaltsverzeichnis, Ihre Literaturauswahl und Ihre Problemstellung.
Exposé für eine Abschlussarbeit oder Dissertation
Die Bearbeitung eines umfangreichen Exposés für eine längere Forschungsarbeit wie eine Dissertation kann mehr Zeit in Anspruch nehmen, unter Umständen bis zu einem halben Jahr. Sie werden dabei auch Entwürfe Ihres Exposés bei Ihrem Betreuer einreichen und zur Diskussion stellen, die Sie später wieder überabreiten. Das ist eine wertvolle Vorarbeit für Ihre wissenschaftliche Arbeit, die Sie mit dem fertiggestellten Exposé anmelden werden.
Ihr Exposé wird dabei einen Umfang von ca. fünf bis 20 Seiten oder mehr haben.
Exposé für einen Antrag
Ein Exposé für einen Forschungs- oder Stipendienantrag dient als Grundlage, um zu prüfen, ob das Forschungsvorhaben gefördert wird oder nicht. Deshalb kann dessen Erstellung mehrere Monate dauern und sehr umfangreich sein.
Die Förderer Ihrer Arbeit werden Ihnen genaue Vorgaben für den Inhalt Ihres Antrags machen. In einem Antrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für Sachbeihilfen im Rahmen eines Forschungsprojektes sollten beispielsweise auch Ihre eigenen Publikationen zum Thema aufgeführt werden.
Exposé schreiben mit Citavi
Ihr Exposé hilft Ihnen, den Überblick über Ihre wissenschaftliche Arbeit zu behalten. Für die Menge an Literatur, die Sie zusätzlich überblicken müssen, eignet sich eine Software zur Literaturverwaltung wie Citavi. Der rote Faden Ihrer Arbeit lässt sich in Citavis Wissensorganisation besonders leicht abbilden. Denn neben der reinen Verwaltung der Quellen für das Literaturverzeichnis, können Sie auch gleich Ihre Notizen, Gedanken und wichtigen Zitate in Citavi verwalten.
Nutzen Sie für die Gliederung Ihrer Arbeit die hierarchischen Kategorien in Citavi. Diese können Sie mit wenigen Klicks in Word übertragen und ein automatisches Inhaltsverzeichnis in Word erstellen.
Ihre W-Fragen für Ihre Einleitung könnten Sie in Form von Gedanken erfassen und ausformulieren. Auch Ihre Problemstellung, Ihr Erkenntnisinteresse und Ihre Zielsetzung lassen sich als „Gedanken“ bereits in Citavi entwerfen. Möchten Sie schon zentrale Zitate Ihrer Literatur notieren, nutzen Sie dafür die Wissenselemente in Citavi. Diese können Sie auch schon Ihrer Gliederung zuordnen, um Sie später in Ihrer richtigen Arbeit an der passenden Stelle erwähnen zu können.
Am Ende Ihres Exposés fügen Sie eine Literaturliste ein, die Sie in Citavi ausgegeben haben. Die Quellen, die Sie für die Zusammenstellung des aktuellen Forschungsstandes benötigen, können Sie direkt in Citavi recherchieren.
Für die detaillierte zeitliche Planung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit steht Ihnen die Aufgabenplanung in Citavi zur Verfügung. Tragen Sie Ihre Meilensteine, Deadlines und Arbeitsschritte (z.B. Recherche, Durchführung, Publikation) Ihres Projektes in Citavi ein. Ihren Arbeitsplan geben Sie als Aufgabenliste aus und fügen ihn ebenfalls in Ihr Exposé ein.
Nun können Sie loslegen, Ihr eigenes Exposé zu schreiben und Ihre wissenschaftliche Arbeit zu planen. Sie werden merken: wenn Sie mit der Planung Ihrer Arbeit voranschreiten und diese Form annimmt, bereitet Ihnen das Exposé Ihrer wissenschaftlichen Arbeit fast so viel Freude wie das Ihrer neuen Wohnung.
Haben Sie ein Exposé erstellt, auch wenn es nicht von Ihnen gefordert wurde? Welche Hilfsmittel haben Sie dafür genutzt? Haben Sie Tipps für uns und die Leserinnen und Leser des Blogs? Ihre Kommentare und Meinungen sind herzlich willkommen unter unserem Facebook-Posting dieses Blog-Beitrags oder per Mail an blog@citavi.com.
Zur Vertiefung:
Hagen, Florian (2020): Kurz erklärt – Was ist eigentlich ein Exposé? Online verfügbar unter https://www.tub.tuhh.de/tubtorials/2020/01/18/kurz-erklaert-was-ist-eigentlich-ein-expose/, zuletzt aktualisiert am 11.06.2020, zuletzt geprüft am 23.07.2020.
Jösting, Sabine (2018): Wie schreibe ich ein wissenschaftliches Exposé? Universität Osnabrück Dezernat 7. Online verfügbar unter https://www.uni-osnabrueck.de/fileadmin/documents/public/4_forschung/4.3_nachwuchsfoerderung/
zepros/Wie_schreibe_ich_ein_wissenschaftliches_Expos%C3%A9_19042018.pdf, zuletzt geprüft am 23.07.2020.
Kurum, Emine (o. J.): Merkblatt "Exposé zur Hausarbeit". Goethe Universität Frankfurt am Main, Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam. Online verfügbar unter https://www.uni-frankfurt.de/48428765/Merkblatt_Expos%C3%A9_zur_Hausarbeit.pdf, zuletzt geprüft am 23.07.2020.
Stickel-Wolf, Christine; Wolf, Joachim (2006): Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken: erfolgreich studieren - gewusst wie! 4., überarb. Aufl. Wiesbaden: Gabler. ISBN: 978-3-8349-0387-7
Universität Bielefeld Fakultät für Erziehungswissenschaften SCS Service Center Selbststudium (o. J.): Leitfaden zum Verfassen eines Exposés. Online verfügbar unter https://www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft/scs/pdf/leitfaeden/studierende/expose.pdf, zuletzt geprüft am 23.07.2020.