Bessere Mitschrift, bessere Noten

7 Methoden für Ihre Notizen in Vorlesungen

Bild: Canva.com

Sie träumen von besseren Noten im Studium, davon dass Sie sich leichter an Inhalte erinnern, diese besser verstehen und sich einfacher auf Prüfungen vorbereiten können?
Ihr Traum wird laut einer aktuellen Studie von Salame und Thompson (2020) wahr, indem Sie sich Notizen in Ihren Vorlesungen machen. Warum ist das so? Ganz einfach: die Notizen der Studierenden waren hilfreich für sie bei ihrer Prüfungsvorbereitung. Wenn Sie sich nun auch Notizen machen möchten, ist Multitasking gefragt: versuchen Sie, während der Vorlesung, die gehörten Inhalte zu verstehen und sie gleichzeitig in Ihren eigenen Worten widerzugeben.

Bei einer Mitschrift filtern Sie aus den verschachtelten Sätzen, die Sie hören, deren Essenz heraus und schreiben sie auf. Das bedeutet, Sie formulieren eine Zusammenfassung in Ihren eigenen Worten. Sie enthält die wichtigsten Aussagen der Vorlesung und die für Sie persönlich neuesten Informationen, die Sie dort erfahren haben. Diese neuen Erkenntnisse werden dabei in Zusammenhang mit Ihren Gedanken und Ihrem bisherigen Wissensstand gebracht. Wer sich Notizen macht, lernt aktiv und das ist schlussendlich gut fürs Studium.

Das ist alles? Super, dann legen wir gleich los!

In welcher Form, wo und wie genau Sie Ihre Mitschriften am besten erstellen, schauen wir uns in diesem Blog-Beitrag genauer an.

Soll ich handschriftlich mitschreiben oder tippen?

Wenn Sie (nach der Pandemie wieder) in einem Vorlesungssaal sitzen oder sich in einem Online-Seminar mit aktiven Webcams umschauen, sehen Sie, dass sich Ihre Kommilitonen ganz unterschiedlich Notizen machen. Manche haben einen Laptop auf dem Tisch stehen und tippen jedes Wort mit, das die Professorin sagt. Andere liegen halb auf dem Tisch über ihren Block gebeugt, auf dem sie handschriftlich mitschreiben. Wieder andere nutzen einen Touchpen auf ihrem Tablet für die Vorlesungsmitschrift. Egal für welchen Weg Sie sich entscheiden, sollten Sie am besten bei einer Technik für alle Vorlesungen bleiben. Wenn Sie manchmal handschriftlich mitschreiben, an anderen Tagen aber auf dem Laptop tippen, verbringen Sie unter Umständen viel Zeit mit der Suche nach Ihren Notizen über Ihre unterschiedlichen Medien hinweg.

Ich persönlich habe während meines Studiums am liebsten handschriftlich mitgeschrieben. Meine Intuition war anscheinend richtig. Das Ergebnis einer Untersuchung von Smoker, Murphy und Rockwell aus dem Jahr 2009 ist, dass, wenn man von Hand mitschreibt, man sich das Geschriebene besser merken kann.

Weitere Vorteile handschriftlicher Notizen im Vergleich zu getippten Notizen sind:

  • Skizzen und Formeln lassen sich schneller anfertigen.
  • Der Akku Ihres Blocks ist nie leer.
  • Block und Stift sind günstiger als ein mobiler Laptop oder Tablet mit Touchpen.
  • Sie werden weniger abgelenkt durch andere Anwendungen auf Ihrem Gerät.

Es gibt jedoch auch Nachteile der handschriftlichen Notizen, die wir auch berücksichtigen sollten:

  • Sie lassen sich nicht einfach durchsuchen.
  • Sie können leicht verloren gehen und eine Kopie wird selten erstellt.
  • Sie sind meist unleserlich.
  • Man muss immer neues Papier kaufen und viel davon mit sich herumschleppen.

Bei diesem Gleichstand der Vor- und Nachteile ist mein Tipp an Sie, beide Ansätze zu kombinieren. Dabei würden Sie in der Uni oder während der Online-Vorlesung von Hand mitschreiben und Ihre Notizen im Anschluss an die Veranstaltung in die digitale Form übertragen.
Das bedeutet zwar insgesamt mehr Arbeit, lohnt sich aber. Denn direkt nach der Vorlesung können Sie Ihre unleserlichen Notizen besser rekonstruieren und Sie erinnern sich auch noch an etwaige Abkürzungen, die Sie für die schnellere Mitschrift eingeführt hatten.
Idealerweise nutzen Sie ein System, das Ihre handschriftlichen Notizen gleich in digitale Form überträgt, um sich das Abtippen am Abend zu sparen. Die Texterkennung eines Smartpens oder Smartpads hängt allerdings von der Lesbarkeit der eigenen Handschrift ab.

Gibt es bewährte Methoden fürs handschriftliche Mitschreiben?

Kehren wir also zu Schritt 1 zurück: den handschriftlichen Notizen während der Vorlesung. Wie halten Sie das Gehörte am besten in eigenen Worten fest?
Sie könnten im Prinzip einfach auf einem leeren Blatt Papier drauf los schreiben und die wichtigsten Inhalte der Vorlesung festhalten. Dabei besteht die Gefahr, dass Sie alles für so wichtig halten, dass Sie viel zu viel mitschreiben. Oder das Gegenteil ist der Fall: Sie sind wie Erschlagen von der Menge an Informationen und haben am Ende der Vorlesung noch immer ein leeres Blatt vor sich.

Lenken Sie Ihren Fokus weg von der Menge Ihrer Notizen hin zu deren Qualität. Schreiben Sie das Gehörte nicht Wort für Wort mit, sondern extrahieren Sie zentrale Schlüsselbegriffe, die Sie sich stichpunktartig notieren. So kommen Sie dem Gehörten hinterher, können also beim Schreiben gleichzeitig auch neue Informationen aufnehmen und verarbeiten. Nutzen Sie auch intensiv Abkürzungen oder Symbole, beispielsweise ein Ausrufezeichen, das wichtige, prüfungsrelevante Inhalte kennzeichnet. Wenn Sie die Präsentationsfolien der Vorlesung erhalten, könnten Sie diese vor der Vorlesung so ausdrucken, dass Sie genügend Platz für Notizen haben. Dadurch stellen Sie sicher, dass Ihre Notizen mit den ursprünglichen Informationen verknüpft sind. Der Platz ist auch begrenzt, sodass Ihre Notizen nicht ausufern können. Machen Sie Ihre Notizen lieber in einem Notizbuch oder pro Vorlesung auf einem neuen DIN A4-Blatt, tragen Sie unbedingt wichtige Daten ein, wie das Datum der Veranstaltung, deren Thema, die Folie auf die sich Ihre Notiz bezieht und weiterführende Quellen.

Das ist Ihnen noch nicht konkret genug? Wir zeigen Ihnen sieben bewährte Techniken für Ihre handschriftlichen Notizen:

Die Cornell Methode
Bei dieser Methode nutzen Sie ein Blatt Papier, dass Sie längs in zwei Teile falten: einen breiteren Bereich auf der rechten und einen schmalen auf der linken Seite . Machen Sie sich während der Vorlesung im breiten, rechten Bereich Ihre Notizen. Anschließend notieren Sie auf der linken Seite passende Schlagwörter oder Fragen zu Ihren Notizen. Das sind Ihre persönlichen Eselsbrücken, um sich das Konzept, das Sie notiert haben, besser merken zu können. Unterhalb Ihrer Notizen ziehen Sie eine Linie und formulieren darunter Ihre Zusammenfassung Ihrer Notizen.
Alternativ zum Falten eines Blattes können Sie sich auch Cornell-Vorlagen besorgen, wie dieses Beispiel auf Twitter zeigt.

Mit Punkten gliedern

Bei dieser Methode erstellen Sie eine hierarchische Gliederung Ihrer Notizen. Auf der obersten Ebene ist das übergeordnete Thema der Vorlesung notiert, Unterthemen werden darunter eingerückt platziert. Dadurch bleibt zusätzlich zu den Inhalten deren Beziehung zueinander erhalten. Je näher ein Unterpunkt am Hauptpunkt ist, desto wichtiger ist er.
Es erfordert jedoch etwas Übung und ist nicht für alle Vorlesungen geeignet, da man sich gleichzeitig auf die hierarchische Strukturierung der Notizen konzentrieren muss.

Mind-Maps zeichnen

Die Beziehung der Themen und Inhalte zueinander wird auch mit dieser Methode dokumentiert. Mindmaps sind besonders geeignet für visuelle Menschen. Die Inhalte und Ideen werden in verschiedenen Kreisen eingetragen, die Beziehung der Ideen zueinander wird durch verbindende Striche dargestellt. So wie sich die Inhalte auf dem Blatt vernetzen, vernetzen sich auch Ihre Gedanken und Sie lernen ganz unbewusst dabei.

Mit Tabellen arbeiten

Für strukturierte Inhalte können Sie in tabellarischer Form Ihre Stichworte bestimmten Kategorien zuordnen. Die Tabelle muss nicht perfekt mit dem Lineal gezogen sein, sie soll Ihnen lediglich dabei helfen, die Informationen übersichtlich zu gliedern. Tabellen sind besonders geeignet für Fakteninformationen, beispielsweise einen historischen Überblick über verschiedene Jahre hinweg.

Zentrale Sätze formulieren

Jede Information wird in Form nur eines einzigen Satzes festgehalten, der alle wichtigen Informationen enthält. Dieser Satz wird in einer nummerierten Zeile eingetragen, weitere Sätze folgen in fortlaufender Nummerierung darunter. Bei dieser Methode wird intensiv mit Abkürzungen gearbeitet, damit die Informationen in einer Zeile komprimiert werden können.

Fragen stellen

Formulieren Sie die Inhalte, die Sie hören, gezielt als Fragen. So bereiten Sie sich bereits beim Mitschreiben auf mögliche Prüfungsfragen vor. Ein Beispiel dieser Methode finden Sie hier bei Twitter.

Struktur durch Farbe
Mit farbigen Hervorhebungen oder Unterstreichungen können Sie mehr Struktur in Ihre Mitschrift bringen. Diese Methode können Sie mit den bisher genannten Techniken kombiniert einsetzen oder auch erst bei der Aufarbeitung Ihrer Notizen anwenden.

Und damit kommen wir zu Schritt 2:
Sie übertragen Ihre handschriftlichen Notizen in digitale Notizen. Das könnten Sie entweder eins zu eins machen, wenn Sie Ihre Notizen mit einer der genannten Techniken bereits während der Vorlesung gut aufbereitet haben. Dann ist es reine Verwaltungsarbeit, Ihre Notizen zu tippen oder zu scannen. Ihre Gliederung nach Methode 2, Ihre zentralen Sätze aus Methode 5 oder Fragen der Methode 6 können Sie am besten in einem Textverarbeitungsprogramm ausformulieren. Ihre digitalen Cornell-Notizen könnten Sie beispielsweise mit dieser Vorlage der Australian National University auch in Word erstellen. Für Ihre digitalen Mindmaps haben Sie unterschiedliche Software zur Auswahl. Für Fakten in Tabellen eignet sich ein Tabellenprogramm am besten.

Legen Sie Ihre digitalisierten Notizen am besten gemeinsam mit den weiteren Unterlagen der Vorlesung in Ihrer persönlichen Suchmaschine für Ihr Studium ab. Bis Sie sie wieder hervorholen, wenn Sie sich auf die bevorstehende Prüfung vorbereiten möchten – die dieses Mal mit Ihren Notizen ganz leicht wie im Traum abläuft.

 

Welche Methode funktioniert für Sie persönlich am besten? Machen Sie Ihre Notizen nicht handschriftlich, sondern rein digital? Wir und alle Blog-Leserinnen und Leser freuen uns über Ihren Erfahrungsbericht per Mail an blog@citavi.com oder direkt unter unserem Facebook-Posting dieses Blog-Beitrags.

 

Zur Vertiefung

California Polytechnic State University (2020): Note Taking Systems. Online verfügbar unter https://asc.calpoly.edu/ssl/notetakingsystems, zuletzt aktualisiert am 01.08.2020, zuletzt geprüft am 03.08.2020.

Salame, Issa I.; Thompson, Ashley (2020): Students’ Views on Strategic Note-taking and its Impact on Performance, Achievement, and Learning. In: International Journal of Instruction 13 (2), S. 1–16. DOI: 10.29333/iji.2020.1321a.

Smoker, Timothy J.; Murphy, Carrie E.; Rockwell, Alison K. (2009): Comparing Memory for Handwriting versus Typing. In: Proceedings of the Human Factors and Ergonomics Society Annual Meeting 53 (22), S. 1744–1747. DOI: 10.1177/154193120905302218.

Erstellt von: Jana Behrendt – Veröffentlicht am: 22.09.2020
Tags: Besser arbeiten


Über Jana Behrendt

Jana Behrendt interessiert sich für alles rund um die persönliche Wissensorganisation – wie man es von einer studierten Bibliothekarin erwarten würde. Dafür liest sie in Ihrer Freizeit ziemlich wenig. Sie liebt es aber, in den Schweizer Bergen zu wandern – solange sie nicht nach unten schauen muss.

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