Hacken Sie Literaturverzeichnisse!
Überlassen Sie die Suche nach Quellen dem Literaturverzeichnis anderer Arbeiten
Bildnachweis: geralt on pixabay
Haben Sie oft das Gefühl, dass Sie an den völlig falschen Orten nach Quellen für Ihre Arbeit suchen?
Oder vielleicht konnten Sie eine oder zwei relevante Quellen entdecken, haben aber Schwierigkeiten, weitere zu finden?
Wenn ja, dann hacken Sie doch mal ein Literaturverzeichnis!
Wie werden Sie zum Hacker eines Literaturverzeichnisses?
Nutzen Sie diese Technik bei jedem wissenschaftlichen Artikel oder Text, der für Ihre Arbeit relevant ist. Beim Hacken geht es darum, dass Sie das Literaturverzeichnis einer vorliegenden Arbeit durchforsten, um dabei Quellen zu entdecken, die wiederum für Ihre eigene Arbeit relevant sein könnten. Dann lesen Sie auch diese Arbeiten, die Sie gefunden haben. Im Grunde genommen lassen Sie den Autor des aktuellen Werkes einen Teil Ihrer Recherchearbeit für Sie erledigen.
Auswahl relevant klingender Titel
Während Sie sich durch das Literaturverzeichnis arbeiten, werfen Sie einen kurzen Blick auf den Titel jeder Arbeit, um deren Relevanz zu beurteilen. Wenn auch ein Zeitschriften- oder Reihentitel verfügbar ist, überprüfen Sie diese ebenfalls. Im Gegensatz zu einer Datenbank- oder Bibliothekskatalogsuche zu Beginn Ihrer Recherche, sollten Sie versuchen, Quellen zu finden, die Ihrem Thema so nahe wie möglich kommen.
Wenn Ihr Forschungsthema beispielsweise die Lebensmittelsicherheit in der EU ist und Sie einen Artikel mit dem Titel "European food scares and their impact on EU food policy" aus dem British Food Journal finden, könnte er gut geeignet sein. Wenn Sie allerdings einen Artikel mit dem Titel "Westernization of Asian diets and the transformation of food systems: Implications for research and policy" aus der Zeitschrift "Chinese Food Journal" sehen, ist er wahrscheinlich zu weit weg von Ihrem Thema.
Es reicht natürlich nicht, nur potentiell hilfreiche Artikel ausfindig zu machen – Sie müssen zusätzlich versuchen, eine Kopie des Textes zu erhalten. Später könnte sich herausstellen, dass er für Ihre Arbeit überhaupt nicht nützlich war. Von einer wahren Odyssee berichten wir in diesem Blog-Beitrag.
Dennoch können Sie mit der Hacking-Methode Zeit bei der Suche nach neuen Arbeiten sparen. Zudem erhalten Sie einige nützliche Hinweise, wenn es Ihnen schwerfällt, relevante Quellen zu Ihrem Thema zu finden.
Ich erinnere mich daran, diese Technik erfolgreich im Masterstudium verwendet zu haben, als ich eine Arbeit über „grangerized books“ (dt. grangerisierte Bücher) geschrieben habe. Damals hatte ich zu Beginn große Schwierigkeiten, relevante Quellen für meine Arbeit zu finden. Aber nachdem ich die eine gute Quelle gefunden hatte, entdeckte ich ein wahres Netzwerk zusätzlicher Quellen, das mich immer weiter zu noch mehr Quellen führte. Am Ende hatte ich eine Sammlung relevanter Quellen angehäuft, inklusive einiger der zentralen Arbeiten dieses Themengebiets.
Wenn Sie einen Literature Review schreiben, achten Sie besonders auf die Zitate, die entweder in der Einleitung oder im Literaturreview des Artikels genannt werden, insbesondere wichtige Konzepte oder Experimente. Dort finden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Verweise auf zentrale Werke, die Sie auch in Ihrer Arbeit zitieren möchten. Manchmal wird Ihnen auch die gesamte Geschichte eines Feldes dargelegt. Insbesondere wenn Sie dieselben Quellen in mehreren Arbeiten zitiert sehen, sind sie sehr wahrscheinlich von Bedeutung.
Ein Literaturverzeichnis verweist Sie nicht nur direkt auf andere Quellen.
Sie könnten es auch dazu nutzen, zentrale Autoren des Fachs oder wichtige Zeitschriften zu identifizieren. Diese wiederum könnten Sie zu weiteren Quellen führen.
Häufig zitierte Autoren
Wird ein Autor mehr als einmal im Literaturverzeichnis genannt oder gibt es einen Autor, der etwas geschrieben hat, das sich direkt auf Ihr Thema bezieht? Versuchen Sie mehr Informationen zu dem Autor zu bekommen. Hat er andere Artikel zu einem ähnlichen Thema geschrieben? Scheint er ein berühmter Forscher des Fachgebiets zu sein? Googeln Sie nach ihm und schauen Sie, ob Sie ihn online finden. Auf dem persönlichen Profil ihrer Universitäten stellen viele Wissenschaftler eine Publikationsliste der eigenen Veröffentlichungen bereit. Überfliegen Sie die Liste nach weiteren relevanten Arbeiten des Autors zu Ihrem Thema.
Zeitschriften finden
Auch wenn ein Titel im Literaturverzeichnis nicht relevant erscheint, schauen Sie nach, in welcher Zeitschrift er veröffentlicht wurde. Insbesondere wenn Sie die Kernzeitschriften Ihres Themas noch nicht kennen, scannen Sie das Literaturverzeichnis nach sich wiederholenden Zeitschriftennamen. Prüfen Sie, ob Ihre Universität Ihnen die Zeitschrift zur Verfügung stellt und blättern oder klicken Sie sich durch die neuesten Artikel.
Den Volltext eines Artikels beschaffen
Sie haben einige Artikel ausgewählt, die Sie für Ihre eigene Arbeit gebrauchen könnten. Nun benötigen Sie den Volltext der Artikel, um sie zu lesen. Nur wie?
Zuerst schauen Sie auf der Webseite Ihrer Bibliothek. Dort sehen Sie eine Suchmöglichkeit, um nach Zeitschriften suchen. Prüfen Sie, ob Sie durch Ihre Universität Zugriff auf die Zeitschrift erhalten. Manchmal ist der Zugriff jedoch auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt oder die jüngste Ausgabe ausgeschlossen.
Falls Sie Zugriff haben, klicken Sie auf den Link zur Zeitschrift und suchen Sie nach dem Titel oder Autor des Artikels. Laden Sie dann den Volltext des Artikels herunter.
Was, wenn Sie nicht auf den Volltext zugreifen können? Wenn Ihre Bibliothek einen SFX-Service anbietet, können Sie darüber den Artikel über Fernleihe bestellen. Sehen Sie keinen SFX-Link, fragen Sie in Ihrer Bibliothek nach, ob der Artikel für Sie bestellt werden kann.
Literaturverzeichnis hacken mit Citavi
Mit Citavi hacken Sie ein Literaturverzeichnis noch leichter. Bei Büchern oder Zeitschriftenaufsätzen hilft Ihnen die Funktion Literaturlisten importieren, die Titeldaten in Ihr Projekt zu übernehmen. Innerhalb von Sekunden importieren Sie auch den Volltext der Arbeiten, die Sie lesen möchten.
Diese Schritte gehen Sie in Citavi, wenn die ausgehende Arbeit ein Artikel im PDF-Format ist:
- Importieren Sie die PDF-Datei falls noch nicht geschehen und öffnen Sie sie dann in der Vorschau von Citavi. Findet Citavi keine Titeldaten zu der PDF-Datei, tragen Sie die fehlenden Informationen in die passenden Felder ein.
- Markieren Sie in der Vorschau die Quelle, die Sie übernehmen möchten oder markieren Sie gleich das gesamte Literaturverzeichnis der PDF-Datei.
- Wählen Sie im Menü Mehr den Befehl Literaturverzeichnis nachrecherchieren.
- Stellen Sie sicher, dass jeder Titel des Literaturverzeichnisses in genau einem Absatz steht. Sie können hier auch alle Einträge löschen, die Sie nicht übernehmen möchten.
- Sind Ihre Quellen primär Zeitschriftenartikel, wählen Sie nur die beiden ersten Kataloge "PubMed" und "CrossRef" für die Recherche aus. Sind Ihre Quellen hingegen ein Mix aus Büchern und Artikeln, wählen Sie zumindest auch den “WorldCat” Bibliothekskatalog aus. Ergänzen Sie zusätzlich bei Bedarf eine relevante Nationalbibliothek oder einen Verbundkatalog. Bitte beachten Sie, dass die Wahl aller verfügbarer Optionen eher zu mehr Fehltreffern führt.
- Nachdem Citavi nach den Quellen gesucht hat, werden die Ergebnisse angezeigt.
- Prüfen Sie jedes Ergebnis genau darauf, ob die korrekte Quelle gefunden wurde. Bei Quellen, die nicht gefunden wurden, übertragen Sie die Informationen aus dem Notiz-Feld in die passenden Felder.
- Wählen Sie nun die Zeitschriftenaufsätze aus, die Sie lesen möchten und nutzen Sie Citavis Volltexte finden-Funktion, um den Volltext direkt zu importieren. Für Bücher lassen Sie die Standorte in Bibliotheken ermitteln.
Bitte beachten Sie, dass die Einträge eines formatierten Literaturverzeichnisses in einem Artikel nicht in einem speziellen Feld gespeichert sind. Citavi kann deshalb nicht so exakt Daten identifizieren und suchen, als wenn die Daten in einem strukturierten Format wie RIS oder BibTeX vorlägen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Titel nicht in den durchsuchten Datenbanken enthalten sein könnten. Das bedeutet, dass die Erfolgsquoten dieser Methode recht gering sind: ca. 60%.
Selbst wenn Citavi die Quelle nicht finden kann, sind alle Informationen im Notiz-Feld gespeichert und Sie können sie in das passende Feld übertragen.
Wie kann ich später Artikel finden, die meine Arbeit zitiert haben?
Wenn Ihre Ausgangsquelle etwas älter ist, fragen Sie sich, ob es nicht auch einen Weg gibt, Artikel zu finden, die wiederum Ihre Arbeit zitieren. Dafür gibt es tatsächlich eine Möglichkeit – aber das ist ein Thema für einen weiteren Blog-Beitrag…
Haben Sie auch schon einmal ein Literaturverzeichnis nach derselben Methode gehackt? War das für Sie hilfreich? Berichten Sie uns davon auf unserer Facebook-Seite.