"Eat your frog" oder "Easy win"?
Mit welcher Methode starten Sie Ihre Schreibphase?
Der Sommer beginnt und damit für viele auch die Schreibphase für die Abschlussarbeit. Wenn Ihr Zeitplan ziemlich flexibel ist, ist es umso schwieriger zu wissen, wie man jeden Tag am besten anfangen soll. Deshalb vergleichen wir zwei Methoden, um Ihren Schreib-Tag in Angriff zu nehmen: Der „Eat your frog“ und der „Easy win“-Ansatz.
Eat your frog
Das amerikanische Sprichwort „Eat your frog“ bedeutet auf Deutsch „Iss Deinen Frosch“. Das Zitat wird häufig Mark Twain nachgesagt, was wir aber nicht verifizieren konnten. Angeblich schrieb Twain, dass wenn man als allererstes am Morgen einen lebendigen Frosch esse, man entspannt durch den Rest des Tages gehen könne. Denn man weiß, dass man bereits das Schlimmste, durch das man am Tag durch muss, hinter sich hat.
Produktivitäts-Gurus haben diese Idee aufgegriffen und sie weiterentwickelt. Nach der heutigen Idee bedeutet das Essen des Frosches einfach, dass man die schwierigste oder wichtigste Aufgabe, die man diesen Tag vor sich hat, erledigt. Laut vielen Selbsthilfe-Büchern und -Artikeln verschafft Ihnen das ein Erfolgserlebnis. Das hilft Ihnen wiederum dabei, den Rest des Tages produktiver zu sein.
Der Autor Brian Tracy erklärt in seinem Buch Eat that Frog: 21 Wege, wie Sie in weniger Zeit mehr erreichen, die Grundidee hinter diesem bekannten Ansatz: wir werden nie alle Aufgaben auf unserer To-Do-Liste erledigen, egal wie produktiv wir sind. Deshalb sollten wird genügend Zeit für die wichtigsten Aufgaben schaffen bevor wir die unwichtigen Aufgaben erledigen.
Ein anderer Grund der dafür spricht, die schwierigste Aufgabe zuerst zu erledigen, ist, dass unsere Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit jeden Tag begrenzt sind. Daraus folgt, dass wenn wir uns morgens auf einfache Aufgaben konzentrieren, wir für die schwierigen oder zeitaufwändigeren Aufgaben später am Tag nur wenig Konzentration übrig haben. Es ist daher sinnvoll, die schwierigste Aufgabe des Tages zu priorisieren, sie zu erledigen und dann erst zu anderen Aufgaben überzugehen.
Easy Wins
Der “Easy wins”-Ansatz ist der “Eat your frog”-Methode entgegengesetzt. Laut dieser Methode, die auch “quick wins” genannt wird, sollte man zunächst ein paar einfache Aufgaben von der To-Do-Liste streichen, bevor man eine schwierigere Aufgabe in Angriff nimmt.
Hier ist die Folgerung, dass große oder wichtige Aufgaben so entmutigend sein können, dass sie einen lähmen. Wenn eine Aufgabe zu groß erscheint, schiebt man sie so lange auf, bis man am Ende überhaupt nichts geschafft hat. Erledigt man hingegen einige kleine Aufgaben, wächst das Selbstvertrauen und die Motivation, die große Aufgabe anzugehen. Denn man hat bereits schnell und einfach Erfolge erlebt.
Natürlich können Ihre kleinen Aufgaben auch solche sein, mit welchen Sie mit Ihrem “Frosch” Fortschritte machen. Möchten Sie beispielsweise ein Kapitel Ihrer Thesis fertigstellen, kann Ihre erste kleine Aufgabe sein, einen einzigen Absatz zu schreiben. Wie wir in einem früheren Blog-Beitrag beschrieben haben, schwindet die Angst, wenn Sie nur eine ganz kleine Schreibaufgabe erledigen. Anschließend schreiben Sie einfacher weiter.
Welche Methode ist besser?
Welche Methode ist also die richtige? Während viele der Selbsthilfe-Gurus behaupten würden, dass ihr Ansatz immer der beste Start in die Arbeit am Morgen ist, bin ich für eine differenziertere Sichtweise. Wenn Sie wie ich sind, kann Ihre Einstellung und Motivation von Tag zu Tag sehr unterschiedlich sein. Es ist sinnvoll, denjenigen Ansatz zu wählen, der Ihnen zu dem jeweiligen Zeitpunkt am meisten hilft.
Merken Sie beispielsweise, dass Sie das Schreiben der Einleitung Ihrer Dissertation schon ein paar Tage vor sich herschieben, sollten Sie die “Eat your frog”-Methode anwenden und so lange weitermachen, bis Sie einen groben Entwurf fertig haben. Fühlen Sie sich hingegen gefangen und fürchten, keinen Fortschritt zu machen, werden Sie vielleicht feststellen, dass das Erledigen einiger einfacher Aufgaben am Morgen Ihnen besser hilft, die dringend benötigte Dynamik aufzubauen.
Ich möchte jedoch davor warnen, den ganzen Tag nur mit den “easy wins” zu arbeiten. Sie könnten Ihre Dissertation in eine Reihe kleiner Teilaufgaben zerlegen, die Sie nacheinander erledigen. Allerdings werden Sie einige Aufgaben nicht schnell von Ihrer Liste streichen können. Das hat das wissenschaftliche Arbeiten an sich. Und Sie arbeiten nicht falsch, wenn die Fortschritte sich manchmal quälend langsam anfühlen.
Priorisieren Sie Ihre “easy wins” hingegen im Laufe des Tages, könnten Sie das Gefühl bekommen, dass Sie viel schaffen, da Sie viele Aufgaben erledigt haben. Wenn Sie dabei aber die wichtigste Aufgaben außen vor lassen, verschwenden Sie paradoxerweise Ihren Tag.
Dieses Phänomen kennt jeder, der viele E-Mail beantworten muss; es fühlt sich gut an, eine Antwort nach der anderen zu verschicken und die Nachrichten abzuhaken oder zu archivieren. Die Kehrseite dessen zeigt der Autor Cal Newport in seinem Buch Konzentriert arbeiten: Regeln für eine Welt voller Ablenkungen auf. Wenn Sie mit E-Mails zu viel Zeit verbringen, haben Sie weniger übrig für vielleicht unbequemeres, anspruchsvolles Nachdenken. Das braucht es aber, um bedeutungsvolle Arbeit zu leisten, wie eine bahnbrechende Dissertation zu schreiben!
Erfolgsmethoden
Unabhängig davon, welche Methode Sie verfolgen, gibt es weitere Dinge, die Sie tun können, um produktiver zu sein – egal ob Sie Ihren Frosch verschlingen oder ein schnelles Erfolgserlebnis möchten:
- Planen Sie Ihre Aufgaben am Abend zuvor, sodass Sie mit der Arbeit am nächsten Morgen direkt loslegen können. Wenn Sie mit Citavi arbeiten, können Sie die für Ihre Dissertation relevanten Aufgaben im Aufgabenplaner speichern.
- Stellen Sie sicher, dass Ihre Aufgaben klar definiert und überschaubar sind. Planen Sie beispielsweise nicht ein, 20 Seiten in nur zwei Stunden zu schreiben.
- Bereiten Sie Ihre Arbeitsumgebung vor, bevor Sie zu arbeiten beginnen.
- Nutzen Sie die ruhige Zeit am Morgen, um ohne Unterbrechungen zu arbeiten.
- Entfernen Sie Ablenkungen, indem Sie Ihr Smartphone irgendwo anders lassen.
- Arbeiten Sie an einem fürs Schreiben passenden Ort.
- Gönnen Sie sich Pausen oder Belohnungen, wenn Sie eine Aufgabe erledigt haben.
Wir haben über viele dieser Taktiken in früheren Blog-Beiträgen geschrieben. Wenn Sie mehr über ähnliche Themen erfahren möchten, nutzen Sie die Links unten.
Wir hoffen, dass dieser Artikel Ihnen hilft, mehr darüber nachzudenken, wie Sie jeden Tag mit dem Schreiben beginnen. Mit dem Ansatz, der jeden Morgen am besten passt, sind Sie auf dem besten Weg, der Einreichung Ihrer Dissertation einen Schritt näher zu kommen!
Welche Methode bevorzugen Sie, wenn Sie Ihre Schreibphase beginnen: “eat your frog” oder “easy win”? Verraten Sie es uns auf Facebook!
Andere Blog-Beiträge über Produktivitäts-Strategien:
Sie können auch kein Multitasking?
https://www.citavi.com/de/nuetzliche-irrtuemer/artikel/sie-koennen-auch-kein-multitasking
Drei Lern-Tipps fürs Studium
https://www.citavi.com/de/nuetzliche-irrtuemer/artikel/drei-lern-tipps-fuers-studium